Endokrinologie

Das Fachgebiet der Endokrinologie ist eine Schnittstelle der Inneren Medizin, das sich mit den Störungen der Hormonproduktion und -funktion beschäftigt. Neben seltenen Erkrankungen werden auch häufige Volkskrankheiten durch den Endokrinologen abgeklärt und behandelt. Zu den häufigen hormonellen Erkrankungen zählen etwa der Bluthochdruck, der bei einem Teil der Fälle hormonell bedingt ist, und das krankhafte Übergewicht (Adipositas). Ein weiteres Beispiel für eine häufige endokrine Erkrankung ist die Osteoporose.

Funktionsstörungen der Schilddrüse sind häufig. Eine Schilddrüsenunterfunktion ist häufig und wird oft durch eine bestimmte Autoimmunerkrankung verursacht, die Hashimoto-Erkrankung. Beschwerden können Müdigkeit, Schlafbedürfnis, Gewichtszunahme, trockene Haut und Haare, Schwellungen im Gesicht und Augenlidern, depressive Verstimmungen und Muskelkrämpfe. Wichtig ist eine präzise Ersatztherapie des Schilddrüsenhormons und ihre Anpassung in besonderen Lebenssituationen.

Nervosität, Reizbarkeit, Schlafstörungen, Gewichtsverlust, Herzrasen und Bluthochdruck können Anzeichen für eine Schilddrüsenüberfunktion sein. Um eine Behandlung einleiten zu können, muss die Ursache aufgeklärt werden. Häufige Gründe für eine Überfunktion ist die autoimmune Schilddrüsenerkrankung, am häufigsten der sogenannte Morbus Basedow. Ebenfalls häufig ist die Schilddrüsenautonomie, bei der auf dem Boden eines Jodmangels einzelne Areale der Schilddrüse oder das gesamte Organ vermehrt Schilddrüsenhormone produzieren. Je nach Ausmaß und Ursache der Erkrankung kommen Medikamente, Operation oder Radiojodtherapie in Frage, zu deren Diagnostik und Therapie dann eine Überweisung zum Nuklearmediziner stattfindet.

Knoten in der Schilddrüse sind häufig und kommen im höheren Lebensalter vermehrt vor. Es gibt verschiedene Ursachen für Schilddrüsenknoten, darunter sind gutartige Gewebeneubildungen in der Schilddrüse (am häufigsten Adenome) weitaus am häufigsten. Sehr viel seltener ist Schilddrüsenkrebs. 

Faktoren, die das Risiko für Schilddrüsenknoten erhöhen können, sind Jodmangel und eine familiäre Veranlagung. Die Diagnose erfolgt durch eine körperliche Untersuchung, Ultraschalluntersuchung und Blutuntersuchung zur Messung des Schilddrüsenhormonspiegels. Die Behandlung hängt von der Art des Knotens ab. Bei kleinen, gutartigen Knoten ist meist nur eine regelmäßige Kontrolle notwendig. Gerade da Knoten sehr selten bösartig sind, braucht es die spezielle Ausbildung des Endokrinologen. Er kann durch Hormondiagnostik und Ultraschalluntersuchungen sowie erforderlichenfalls Probeentnahme eine Klärung herbeiführen.

Die Hirnanhangsdrüse ist die zentrale Schaltstelle, die die Sinnesverarbeitung des Gehirns mit den hormonell gesteuerten grundlegenden Körperfunktionen wie „Kampf- und Flucht-Reaktion“, Stoffwechsel, Wachstum und Sexualfunktion verbindet. Sowohl Über- als auch Unterfunktionen der Hirnanhangsdrüse kommen vor.
Unterfunktionen können sich äußern in Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Gewichtsverlust, Wachstumsstörung, Zyklusstörungen bei der Frau, Störungen des sexuellen Verlangens und der Potenz beim Mann, oder vermehrtes Wasserlassen durch Störung des Wasserhaushalts.
Mögliche Ursachen sind Tumore der Hirnanhangsdrüse, Entzündungen, angeborene Störungen der Entwicklung in diesem sensiblen Bereich und auch Medikamente, u.a. solche, die für Tumortherapien verwendet werden.

Überfunktionen der Hormonproduktion in der Hirnanhangsdrüse können sich äußern in 

  • Schlafstörungen, Gewichtszunahme, Diabetes, Bluthochdruck bei vermehrter Freisetzung des Steuerungshormons für Cortisol (Cushing- [sprich: Kusching]-Erkrankung 
  • Gelenkbeschwerden, Vergrößerung von Zunge und inneren Organen, Diabetes, Atemaussetzer im Schlaf, Veränderung der Gesichtszüge, Zunahme von Fingerumfang und Größe von Händen und Füßen bei Akromegalie (vermehrte Freisetzung von Wachstumshormon)
  • Zyklusstörungen, unerfüllter Kinderwunsch, Milchsekretion aus der Brustdrüse (bei Frauen) bzw. Verlust des sexuellen Verlangens, Potenzstörung und Zeugungsunfähigkeit (bei Männern) bei übermäßiger Ausschüttung von Prolaktin (Prolaktinom).

Sofern ein (meist gutartiger) Tumor der Hirnanhangsdrüse vorliegt, können sowohl eine medikamentöse Therapie als auch Operation und Bestrahlung erforderlich werden. Insbesondere bei Überproduktion von Prolaktin gelingt häufig durch Medikamente eine vollständige Erholung der gestörten Funktionen.

Große Tumore der Hirnanhangsdrüse können zu Sehstörungen und Kopfschmerzen führen.

Eine Unterfunktion der Nebennierenrinde (Nebennierenrindeninsuffizienz), bei der es zu mangelhafter Produktion des Stresshormons Cortisol kommt, äußert sich häufig in Mattigkeit, unspezifischen Bauchschmerzen, Gewichtsabnahme und je nach Ursache, die direkt in der Nebenniere oder in der Hirnanhangsdrüse liegen kann, durch mangelnde oder übermäßige Hautpigmentierung. Eine vollständige Unterfunktion der Nebennierenrinde ist lebensbedrohlich und nur durch eine rechtzeitige Diagnosestellung kann die lebensrettende Therapie mit Ersatz der fehlenden Hormone eingeleitet werden . Die 
Ursachen für eine Nebennierenunterfunktion können Autoimmunerkrankungen, Tumore in der Nebenniere (z.B. Absiedelungen bösartiger Tumore) oder Infektionen (Tuberkulose, selten) sein. Eine besonders komplexe Ursache einer mangelnden Cortisolproduktion kann in angeborenen Defekten der Hormon-Produktion bestehen wie beim Adrenogenitalen Syndrom. Dort kommt es an Stelle der Produktion von Cortisol zu einer Überproduktion von männlichen Hormonen, die bei Frauen zu Zyklusstörungen, vermehrter Behaarung und anderen Zeichen der „Vermännlichung“ führen während die Cortisolproduktion vermindert sein kann.

Ähnlich wie in der Hirnanhangsdrüse können auch in der Nebenniere Tumore zu einer Überproduktion von Hormonen führen oder diese Funktion beeinträchtigen. Nebennierentumore werden zunehmend häufiger durch den vermehrten Einsatz von bildgebenden Verfahren entdeckt. Diese sind in der Mehrzahl gutartig. 

Bei Verdacht auf Bösartigkeit aber auch bei Überproduktion von Hormonen kann eine Operation erforderlich werden. Auch eine durch die Nebenniere bedingte Überproduktion von Hormonen kann zu Diabetes, Übergewicht und Bluthochdruck beitragen.

Seltene Tumore der Nebenniere, die nicht nur dort sondern auch an anderen Stellen im Körper auftreten können, produzieren die Stresshormone Adrenalin und/oder Noradrenalin (Phäochromozytom/Paragangliom). Damit sind sie eine seltene aber aufgrund des Auftretens von Bluthochdruckkrisen gefährliche Ursache von Bluthochdruck. Auch das Entstehen eines Diabetes ist möglich.

In einem Drittel der Fälle sind diese Tumore durch eine erbliche Veranlagung verursacht, die der Spezialist zusammen mit einem Humangenetiker abklärt und den Patienten und seine Familie berät. Der Endokrinologe/Diabetologe ist auch der Fachexperte für die lebenslange Nachsorge dieser Patienten.

Bluthochdruck ist die häufigste Ursache für Herz-Kreislauf-Tod in den westlichen Ländern. In Deutschland leiden rund 20 Millionen Menschen an Bluthochdruck. Ein Teil der Fälle ist durch behandelbare Hormonstörungen verursacht, zu denen neben dem seltenen Phäochromozytom/Paragangliom inbesondere die ungeregelte Überproduktion von Aldosteron zählt (primärer Hyperaldosteronismus). Man rechnet mit bis zu 8% der Patienten mit Bluthochdruck, bei denen der Bluthochdruck ursächlich durch diese Hormonstörung hervorgerufen wird. Damit zählt der primäre Hyperaldosteronismus (Conn-Syndrom) zu den häufigsten unerkannten hormonellen Erkrankungen. Die rechtzeitige Diagnosestellung vermag durch chirurgische oder medikamentöse Therapie den Blutdruck meist deutlich zu verbessern.

Zu den häufigsten Beratungsanlässen im Bereich Endokrinologie/Diabetologie gehören Zyklusstörungen und unerfüllter Kinderwunsch bei der jungen Frau sowie klimakterielle Beschwerden mit Hitzewallungen, Schlafstörungen und weiterer Beschwerden bei der älteren Frau.
Die genaue Abklärung eines unerfüllten Kinderwunschs oder einer ausbleibenden Regelblutung ist erforderlich, um seltene Ursachenauszuschließen oder zu bestätigen und häufige Erkrankungen wie etwa das Syndrom der polyzystischen Ovarien adäquat zu therapieren.


Bei der älteren Frau steht die Beratung zu einer Hormonersatztherapie in der Postmenopause im Vordergrund. Durch spezifische Ermittlung des Beschwerdebilds und Würdigung von Begleiterkrankungen gelingt es heute in vielen Fällen, eine solche wirksame und maßgeschneiderte Therapie den meisten Frauen anzubieten. Eine wirksame Hormonersatztherapie ist geeignet, die häufig psychosozial sehr belastenden Beschwerden zu mindern und damit auch beeinträchtigte soziale Funktionen wiederherzustellen.

Nicht wenige Männer wenden sich mit Beschwerden wie verminderte sexuelle Lust, Abbau von Muskeln und Knochenmasse, Hitzewallungen und Unfruchtbarkeit an den Endokrinologen/Diabetologen. Ursächlich dafür kann ein Mangel am männlichen Sexualhormon Testosteron sein, die in ausgeprägten Fällen auch zu Erektionsstörungen führen kann. Mögliche Ursachen für einen Hypogonadismus können unter anderem eine Schädigung der Hoden oder aber auch der Hirnanhangsdrüse bzw. Störung von Regelkreisen z.B. durch Zufuhr exogener Steroide (Doping) sein. Die Therapie bezieht Begleiterkrankungen wie Herz-Kreislauferkrankungen in die Beratung und medikamentöse Behandlung mit ein und hilft so, aktuelle und ggf. künftige Krankheitslast zu minimieren.

Die Betreuung von Menschen mit Transsexualität obliegt zu einem wichtigen Teil dem Spezialisten für Endokrinologie. Wesentlicher Bestandteil der Behandlung besteht in der gegengeschlechtlichen Hormontherapie, die dazu führt, dass sich das körperliche Erscheinungsbild dem gewünschten Geschlecht annähert, womit meist auch die entsprechende psychische Veränderung einhergeht. Der Endokrinologe arbeitet eng mit anderen Fachärzten zusammen, um eine umfassende medizinische Betreuung von Transsexuellen zu gewährleisten.

Die Adipositas ist für die Betroffenen oft belastend und auch ein wichtiger Risikofaktor für Herz-Kreislauferkrankungen.

Aufgaben des Endokrinologen sind dabei:

  • Abklärung hormoneller Ursachen von Adipositas und Begleiterkrankungen, z.B. Ausschluss eines Cushing-Syndroms
  • Einleitung einer multimodalen konservativen Therapie
  • Berücksichtigung und Behandlung von Begleit- und Folgeerkrankungen (erhöhte Blutfette, Bluthochdruck)
  • Vorbeugung und Behandlung eines Diabetes mellitus 
  • Einleitung einer medikamentösen Therapie. 
  • Beratung in Bezug auf chirurgische Verfahren bei schwerem Übergewicht.

Erhöhtes Cholesterin im Blut ist einer der am besten etablierten Risikofaktoren für Herz-Kreislauferkrankungen. Ein Teil der an Herz-Kreislauferkrankungen leidenden Menschen und Risikopatienten erreicht derzeit ihr individuelles Therapieziel nicht. Neue Medikamente sind wirksam und können vom Endokrinologen/Diabetologen eingesetzt werden. Dabei ist die Betrachtung weiterer Begleiterkrankungen wie etwa Bluthochdruck und Diabetes mellitus eine wichtige Aufgabe des Endokrinologen/Diabetologen. 

Die Osteoporose betrifft jede 4. Frau über 65 Jahren. Wichtig ist die rechtzeitige Erkennung des Knochenschwunds und eine rechtzeitige Behandlung. In unserer Praxis untersuchen wir die Ursache von Knochenschwund, veranlassen – wo erforderlich – eine Knochendichteuntersuchung und beginnen eine zielgerichtete Therapie mit modernen und wirksamen Medikamenten.

Für die Therapiekontrolle stehen uns exakte Labortests zur Verfügung, die uns die Steuerung und Überwachung der Behandlung erlauben.

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